Typen von Markennamen

Abkürzungen als Name – praktisch oder fantasielos?

Auch wenn die meisten bekannten Exemplare schon sehr alt sind, werden sie immer noch gerne verwendet: Abkürzungen als eine Form der Benennung von Unternehmen, Marken oder Produkten. Neben den Eigennamen („Hans Müller Vertriebsservice“) oder reinen Beschreibungen („Vertriebsberatung“) sind Abkürzungen die schnellste Möglichkeit etwas zu benennen. Alle anderen Arten von Geschäftsnamen erfordern nämlich mehr kreativen Input: Der schön klingende Fantasiename will erfunden werden, der clever-wortspielige Name benötigt einiges an Wortarbeit und der bildhaft-assoziative Name wartet erst recht nicht an der ersten Brainstorming-Ecke.

Was ist überhaupt ein Abkürzungsname?

Abkürzungen werden in der Regel verwendet, um Bestandteile mehrere Wörter in einem eigenen, möglichst kurzen, Wort unterzubringen. Häufig ist dieses dann drei oder vier Buchstaben lang, mehr als sieben Zeichen sind selten zu sehen.

Die einfachste Form ist eine Abkürzung, in der man jeden Buchstaben einzeln spricht wie bei RWE oder ZDF. Nehmen wir ein weiteres erfundenes Beispiel einer solchen Simple-Abkürzung, hinter der keine bekannte Marke steht; sagen wir GWM. Man sieht, dass die Aussagekraft dieser Buchstabensammlung begrenzt ist. Auch ist sie nicht sonderlich sexy oder ansprechend. Streng genommen ist es noch nicht mal ein richtiger Name.

Es gibt keine 3-Buchstaben-Abkürzung, die nicht schon mehrfach in Verwendung ist. Selbst bei 4- oder 5-Buchstaben wird es eng. Machen Sie den Test und geben Sie drei beliebige Buchstaben in Google ein – die Ergebnis-Vielfalt ist verblüffend.

Drei Buchstaben als weltbekannter Name

Erklimmen wir eine höhere Kreativitätsstufe

Kommen wir zu den schickeren Abkürzungen – den Akronymen. Dabei handelt es sich um Worte, die aus mehreren Wörtern zusammen gebastelt wurden und dabei im Gegensatz zu den Einfach-Abkürzungen wie ein eigenes Wort gesprochen werden können. Es gibt sehr viele bekannte Markennamen, die nach diesem Muster entstanden sind: Ricola (Richterich & Co. Laufen), Texaco (Texas company), Trivago (vermutlich: Trips Vacation Go). Man sieht – diese Namen geben schon alleine dadurch mehr her, dass man sie in einem Rutsch sprechen kann.
Akronyme-Namen sieht man ohne nähere Erklärung meist nicht an, was sie bedeuten. So kann man „Ricola“ trotz des Akronyme-Charakters wie einen Fantasienamen einstufen, der keine nähere Bedeutung hat. Bei „Texaco“ kann man dagegen erkennen, dass es wohl um irgendwas in Texas geht. Das Hauptaugenmerk bei guten Akronymen liegt demnach weniger auf der inhaltlichen Aussage als auf einem ansprechenden Klang.

Auch bei Namestorm greifen wir hin und wieder mal zu Akronymen, um Markennamen zu entwickeln: der Möbelname VIKADI hat zwar eine italienische oder vielleicht japanische Anmutung, was thematisch gut passt. Er setzt sich jedoch aus Teilen der beiden Gründernamen Viktor und Gennadi zusammen. Was sich simpel anhört, war nur eine Möglichkeit von verschiedenen Herangehensweisen und das Ergebnis von hunderten Akronyme-Bildungs-Versuchen aus Eigennamen und sonstigen Eigenschaften.

Abkürzungen gehen auch griffig

Schreibweise von Abkürzungen

Zum Schluss noch ein paar Worte zur möglichen Schreibweise einer neu erfundenen Abkürzung. Nicht selten kommt es zu einer Mischung von Klein- und Großbuchstaben wie bei PwC oder SuSE. Das führt jedoch zu falschen Schreibweisen, weil sich das keiner richtig merken kann. Es bietet sich daher in der Regel an, Akronyme wie ein normales Wort zu schreiben und mit einem Großbuchstaben zu beginnen („Tchibo“). Handelt es sich um eine reine Abkürzung wie BMW oder VW, in der man die Buchstaben einzeln spricht, kann man dies mit der durchgängigen Großschreibweise betonen.

Eine Abkürzung für eine Firma ohne Branding

Sind Abkürzungen als Namen nun empfehlenswert oder nicht?

Wie so oft kommt es darauf an. Es gibt keinen Grund, Abkürzungen, v.a. in der Akronyme-Version zu verteufeln. Reine einzeln gesprochene Buchstaben-Abkürzungen für neue Angebot sind heutzutage jedoch kaum mehr zu empfehlen. Sie können schnell verwechselt werden und klingeln einfach uninspiriert.

Ein häufiger Einwand dagegen ist: „aber BMW ist doch ein super Name!“. Was hier jedoch gemeint ist, ist das erfolgreiche Unternehmen dahinter und seine über Jahrzehnte aufgebaute Marke; mit allem was dazu gehört: schicke Autos und Werbung. Wenn man dies alles weglässt ist der reine Name BMW nicht schicker als beispielsweise BKL (s. Foto) – eine Abkürzung, die den meistens nichts sagt und zu einer starken Markenbildung nicht taugt – es sei denn man hat 20 Jahre Zeit und ist mit einer prall gefüllten Werbekasse ausgestattet.

 

(c) Namestorm

 

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